Der „Best-Agers–Bonuspass“

In Österreich sind rund 33% der Bevölkerung bereits älter als 60 Jahre. Mit dem Pensionsantritt greift unser System der Gesundheitsförderung nicht mehr. In der Tradition des Mutter-Kind-Passes soll der Best Agers Bonuspass die Menschen vor dem Pensionsantritt auffangen und ein möglichst langes, selbstständiges und selbstbestimmtes Leben in den eigenen vier Wänden ermöglichen. Lebenserwartung soll zu Healthy Life Years werden.

Bis zu 50% unserer Gesundheit unterliegt dem Einfluss der Lebensstilfaktoren und damit in unserer eigenen Hand.  Genau dort setzt der Best Agers Bonuspass an: Ziel ist es, physische Aktivität, gesunde Ernährung, Achtsamkeit, Lebenslust, Lebensstil und die soziale Einbindung zu fördern.

Mit einem Erst-Assessment in einem PVE bzw. Pflegekompetenzzentrum, das neben einer Gesundenuntersuchung auch motorische Parameter, Ernährungsgewohnheiten und die Lebenszufriedenheit erhebt, wird der Status Quo erfasst und auf dieser Basis, die persönlichen Ziele für das nächste Jahr definiert. Im Alltag begleitet eine regelmäßige multidisziplinäre, persönliche Betreuung den älteren Menschen, die durch den Einsatz von digitalen Technologien (digitale Sprechstunde, Telemedizin, Wearables, etc.) unterstützt wird. Während dieser Zeit werden Best-Agers-Bonuspunkte gesammelt, die bei Zielerreichung in Form von Smartwatches, Gratisimpfungen, Erlass der Handygrundgebühren, Ermäßigungen bei Sportvereinen etc. eingelöst werden können. Sollte beim Folge-Assessment festgestellt werden, dass die Ziele nicht erreicht wurden, werden Barrieren besprochen und Gegenmaßnahmen eingeleitet. Potentielle Gefährdungen durch zunehmende Gebrechlichkeit können durch Umwelt- und Wohnungsanalysen abgewendet werden.

Der Best-Agers-Bonuspass baut auf einen verhältnispräventiven Zugang in Form von niedrigschwelliger Betreuung in PVEs bzw. Pflegekompentenzzentren und auf einem verhaltenspräventiven Ansatz durch Beeinflussung der Lebensstilfaktoren und Einsatz unterschiedlichster motivationaler Konzepte (analytische und soziale Ansätze, Nudging, Gamification).

Durch den Einsatz des Best-Agers-Bonuspasses entsteht ein volkswirtschaftlicher Nutzen durch eine Verschiebung bzw. Senkung der ambulanten und stationären Krankheits- und Pflegekosten, ein individueller durch Erhaltung der Selbstständigkeit und der sozialen Teilhabe an der Gesellschaft und ein gesellschaftspolitischer durch die Nivellierung der Health Inequalities.

Univ.-Prof. Dr.med. Dr.hc. Norbert Bachl

Mag. Barbara Fisa, MPH